Die Fachhochschule Nordwestschweiz hat rund 380 Teilnehmer aus verschiedenen Branchen, Firmengrössen und Funktionsgruppen gefragt – und stellte fest, dass noch oft Unsicherheit herrscht.
Schweizer Unternehmen wissen Bescheid in Sachen Cloud. Von den rund 380 Teilnehmern gaben 91 Prozent an, sich über die Cloud informiert zu haben und die relevanten Services und Einsatzbereiche zu kennen. 88 Prozent haben die Cloud als Teil ihrer IT-Strategie definiert.
Unterschiedliches Wissen vorhanden
Möglicherweise ist diese Einschätzung etwas zu optimistisch. Denn bevor eine IT-Strategie definiert werden kann, müssen sich die Entscheidungsträger eine Übersicht verschaffen: Sie müssen bestens Bescheid wissen über den digitalen Reifegrad des Unternehmens, über die unternehmenseigene IT- Landschaft, Business-Prozesse und IT-Services, damit die IT gezielt mit Cloud-Angeboten optimiert werden kann. Zwar gaben 81 Prozent der Befragten an, ihre aktuelle Situation und die entsprechenden Cloud-Bedürfnisse zu kennen. Doch nur die wenigsten denken, dass sie auch über vertieftes Wissen über den Ist-Zustand und den Cloud-Bedarf des Unternehmens verfügen: Von den Fachverantwortlichen an der Schnittstelle zwischen Business und IT waren es gerade mal 9 Prozent. «Meine Vermutung ist, dass sich viele vor dem Thema Cloud einschüchtern lassen», erklärt Stella Gatziu Grivas, Leiterin der Studie. «Sie begegnen ihm mit grossem Respekt, und wollten womöglich nicht von sich behaupten, vollumfänglich im Bilde über die Cloud-Bedürfnisse des gesamten Unternehmens zu sein.»
Neue Rollen, neue Organisation
Für eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie spielt nicht nur der Ist-Zustand des Unternehmens eine Rolle, es muss auch ganz genau definiert werden, welche Ziele mit neuen Technologien wie der Cloud erreicht werden sollen – und welche Auswirkungen diese auf die Ausrichtung und Organisation des Unternehmens haben. Wie die Studie zeigt, herrscht auch hier Unsicherheit: Gerade die Geschäftsleitung kann die Auswirkungen der Cloud aufs Business noch nicht klar abschätzen. Somit ist die Cloud zwar oft Teil der IT-Strategie – was die genauen Folgen auf die Unternehmensorganisation betrifft, ist sie aber eine grosse Unbekannte. Genau dieses Wissen ist aber die Voraussetzung für die strategische Positionierung der Cloud. Es sei an der IT-Abteilung, die Geschäftsleitung über die Cloud und deren Potential zu informieren, erklärt Gatziu Grivas. So nimmt die geschäftsinterne IT-Abteilung als Business Enabler neue Funktionen wahr: Sie verfügt über ein Verständnis über Geschäftsanforderungen und weiss, wie diese technisch umgesetzt und gemanagt werden müssen – laut den Verfassern der Studie Schlüsselkompetenzen der IT-Mitarbeiter der Zukunft.
Für die Autoren der Studie ist klar: Mit dem Einsatz der Cloud müssen Verantwortlichkeiten und Geschäftsprozesse neu definiert werden. Dass der Cloud-Einsatz auch eine Reorganisation in der IT-Abteilung nach sich zieht, erkennen aber nur 26 Prozent der Befragten (Abbildung 4). Nicht weniger als 69 Prozent gaben an, dass sie eine Digitalisierung ohne Cloud für machbar halten. Diese Einschätzungen sind fatal: «Die Cloud ist die Grundvoraussetzung für die Digitalisierung», erklärt Gatziu Grivas. «Wer nicht erkennt, dass die Cloud auch zwangsläufig eine Reorganisation des gesamten Unternehmens zur Folge hat, läuft Gefahr, nicht mehr konkurrenzfähig zu sein.»